"Kinder und Jugendliche aus Moria schützen!"

pro mente Gruppe in Kärnten

Symbolbild verzweifeltes Kind

 Im Lager Moria auf Lesbos ist laut Medienberichten nahezu die Hälfte der Menschen minderjährig. Das psychologische Team von Ärzte ohne Grenzen, das in diesem Lager tätig ist, wies bereits wiederholte Male auf massive emotionale Störungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen hin. Zusätzlich zu den traumatisierenden Erlebnissen in den Herkunftsländern, erfahren die Kinder und Jugendlichen im Lager keinen Schutz und Sicherheit, sondern werden weiter körperlich, sexuell und psychisch traumatisiert. Die beschriebenen Folgen sind depressiver Rückzug, selbstverletzendes Verhalten, Suizidversuche etc. Rasche psychosoziale Hilfe ist dringend notwendig. pro mente Austria fordert die österreichische Bundesregierung auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die gesetzliche Basis für die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen bzw. von Kindern mit ihren Eltern aus dem Lager in Moria zu schaffen.

pro mente Austria-Präsident Dr. Günter Klug: „Von Seiten unserer Kriegsgeneration wissen wir, dass es durch massive Traumatisierung zu Störungen im Aufbau von Beziehungen kommt, die auch die Familie und die eigenen Kinder betreffen. Diese Problemstellungen setzen sich bis in die zweite und dritte Generation fort und sind dort noch nachweisbar.“

Es kann nicht im Sinne jedweder Gesellschaft sein, Menschen durch zu langes Zögern in eine Situation zu bringen, die über mehrere Generationen Folgen im Selbstwert und im Beziehungsaufbau haben wird. Gerade Menschen mit diesen Problemen werden dann besonders anfällig für jede Art von „Heilsbringern“, was wiederum eine Gefahr für Demokratie und Menschenrechte darstellt.

Studien zeigen, dass sich die Prävalenz der Posttraumatischen Belastungsstörungen bei Flüchtlingen um circa das 10-fache erhöht. Rasche psychosoziale Hilfe ist hier besonders wichtig, um langfristige psychische Krankheiten zu minimieren. Darauf haben bereits mehrfach verschiedene Fachorganisationen wie z.B. pro mente Austria, die ÖGPP (Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik) oder die ÖGS (Österreichische Gesellschaft für Soziologie) hingewiesen. Zuletzt erfolgte der Aufruf durch ein erweitertes Positionspapier zur Flüchtlingsversorgung der ÖGPP Ende 2019. Nun hat sich durch den Brand des Lagers die Situation noch weiter verschärft, ca. 20.000 Menschen leben auf der Straße.

Klug: „Wir stimmen mit den Worten des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen überein, wenn er unter anderem schreibt: ‘…Geflüchtete Menschen in Moria und besonders Kinder ohne Eltern brauchen jetzt unsere Hilfe. Europa und Österreich hat, da bin ich zuversichtlich, die Größe und Menschlichkeit, jetzt das Richtige zu tun.‘“

Mittlerweile haben sich einige Bundesländer sowie Gemeinden und Einzelpersonen bereit erklärt, Menschen aus dem Lager Moria, insbesondere Kinder und Jugendliche bzw. Kinder mit ihren Eltern, aufzunehmen.
Die Bundesregierung ist nun aufgefordert, endlich die dafür notwendigen gesetzlichen Grundlagen zu schaffen bzw. den Weg dafür im Parlament freizumachen.

Klug abschließend: „Wir, die Mitgliedsorganisationen von pro mente Austria, erwarten daher von der österreichischen Bundesregierung, ihre europäische Verantwortung wahrzunehmen.“

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